03.11.2023 - geschrieben von Joachim Hipp


"Wer A sagt..."

02. Dezember 1994 - Es ist wirklich höchste Zeit, das Kind braucht endlich einen Namen. Thomas, Detlef und ich sind schon ein paarmal mit dem Fahrstuhl rauf und wieder runtergefahren und können uns einfach nicht entscheiden. Der Notar wartet oben schon seit etlichen Minuten und vor allem – in genau zwei Wochen haben wir unseren ersten Auftrag!

Der war uns eher beiläufig privat zugefallen und wir wollten ihn nur vermitteln, wir hatten ja gerade unseren ersten Job oder waren noch im Studium. So ein Sahnestück, ein neues Musical in einem neuen Theater weit sichtbar am anderen Elbufer, das wird man uns aus den Händen reißen. Tat aber erstaunlicherweise niemand. Ok, wer A sagt muss halt auch B sagen, also machen wir es eben selbst. Los ging es mit Telefonieren und nun brauchten wir schnell noch eine Firma.

Irgendwas mit Veranstaltung, oder doch lieber Event? Service soll auch mit drin sein, vielleicht doch besser Dienstleistung? Management wäre nicht schlecht, Team muss unbedingt mit rein und Hamburg vielleicht auch. Oder doch nur eine Abkürzung? Oh Mann, hoffentlich wird danach nicht alles andere auch so schwierig … Schließlich nehmen wir Event und Team, geben uns noch eine Minute Fahrtzeit für den Rest und drücken den Knopf nach oben.

Bei Event und Team ist es dann auch dreißig Jahre später geblieben, rauf (zum Glück meistens) und runter (gehört auch dazu) ist es auch immer wieder gegangen. Nicht alles ist uns danach so schwergefallen, manches ging leicht von der Hand und manch anderes war deutlich herausfordernder. Aber eines hat sich nicht verändert: Wir waren nie allein, wir können bis heute ausführlich diskutieren, um dann doch zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen – und die soll natürlich richtig gut sein.

Dass wir das können, daran haben wir zum Glück nie gezweifelt. Schließlich hatten wir während des Studiums schon zusammen auf Veranstaltungen gearbeitet und auch noch das große Glück, einen Mentor hinter uns zu wissen. Karsten ist nicht nur ein Grand Seigneur unter den Veranstaltern, sondern ein Vorbild dafür, wie man mit Geradlinigkeit, Risikobereitschaft und Handschlagverträgen in einem Haifischbecken Erfolg haben kann.

"Das Salz in der Suppe"

Es waren also die richtigen Partner an Bord und das Live Business hatte uns schon oft genug das Wichtigste gelehrt: Egal ob es Katzen und Hunde regnet und alles im Matsch versinkt, egal ob der Strom mal ausfällt und die Bühnentrucks Stunden im Stau stehen, egal ob die Türen viel zu spät aufgehen, weil die Band zu lange soundcheckt – wenn alle zusammenhalten und zusammen anpacken, geht auch dann - wie immer - pünktlich um 20 Uhr das Saallicht aus und die Show los.

Karsten hat sich inzwischen zurückgezogen und Detlef suchte neue Pläne. Aber Menschen, Mitarbeitende wie Kunden und Kundinnen, mit denen wir partnerschaftlich zusammenarbeiten und mit denen wir uns neuen Herausforderungen stellen können, sind es über die Jahre immer mehr geworden. Die Faszination von Live-Kultur ist einfach ansteckend, aber die vielen neuen Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen aus aller Welt, auf der Bühne oder in der Organisation davor und dahinter, und nicht zuletzt in unserem Team, sind das besondere Salz in der Suppe.

Am Anfang Buddy – Das Musical, später Disneys Der König der Löwen, Die Berliner und die Elbphilharmonie, die Staatsoper und das Congress Centrum Hamburg, die Messe in Hamburg und die in Bremen, klassische Musik in der Laeiszhalle und der Glocke, Theater in Baden-Baden, Musicals in Stuttgart, Berlin und Hamburg, Ausstellungen auf Tournee durch ganz Deutschland und noch einiges mehr. Unsere Fahrstuhlfahrt vor dreißig Jahren hat uns viel weiter gebracht als je gedacht.

Manchmal haben wir bis heute anfangs noch keinen konkreten Plan, dafür aber keine Angst. Wir trauen uns, probieren auch mal aus, und wir vertrauen darauf, dass was uns begeistert, in jedem und jeder steckt. Ist Gastfreundschaft nicht eine ureigenste Eigenschaft aller Menschen und Kulturen? Ist es nicht einer der besten Jobs überhaupt, dabei zu sein, dafür zu sorgen und zu sehen - wenn das Licht wieder angeht -  dass die Gesichter der Besucher und Besucherinnen strahlen, Künstler und Künstlerinnen erfüllt von der Bühne gehen, sich die Technikcrew bedankt wenn die Trucktüren zugehen – und alle wieder kommen wollen ?

Der Dalai Lama im Tennisstadion, Cats im Zelt, Autokino auf dem Schrottplatz, The Rolling Stones auf dem Pferdegeläuf und im Stadtpark, G20-Gipfel und Ü30-Partys, Führungen durch die Philharmonie-Baustelle, durch das nachgebaute Grab des Tutanchamun und zur Original-Glocke der Titanic, die Eröffnung der Konzertsaison im Parkhaus, Open Air-Orchester aus dem Strandkorb, Sommerdom und Winterzauber, Festspiele und Festivals, Premieren und Dernieren, Weltstars und Kinderzirkus – und jeden Tag Konzerte und Aufführungen in führenden Theatern, Konzerthäusern, Hallen und Arenen, Tagungszentren und Messen.

Highlights gab und gibt es viele, aber es sind die Geschichten, die nur bei Events passieren und die wir ganz persönlich behalten. Wenn wir die von den Gästen übrig gebliebenen Sektflaschen leer trinken, weil wir vergessen haben, dass wir unsere allererste Premiere selbst feiern sollten. Wenn wir alle Nicole Müller und Max Schmidt heißen, weil die Namensschilder nicht fertig wurden. Wenn der Dirigent uns in den Arm nimmt, weil er nicht weiß, wohin mit seiner Begeisterung. Weil die Beiden ihren Hochzeitstag zelebrieren und wir ihnen Plätze geben konnten, obwohl die Karten für gestern waren. Weil die Besucherin Tage später aus dem Krankenhaus schreibt und sich für unseren Sichtschutz bedankt, der ihre Würde bewahrte, während sie im Foyer von Sanitätern versorgt wurde. Weil die Kollegin auf dem Heimweg ihr Trinkgeld mit mir teilt, obwohl ich dachte sie will nur deswegen ganz vorne stehen.

Event, Team, Veranstaltung, Service, Management – alles ist noch immer im Namen drin und alles hat noch immer seine Bedeutung für das, was wir sein wollten, als wir damals den Knopf im Lift drückten: Individuell und gut organisiert, hilfsbereit und von Herzen, serviceorientiert und selbstbewusst, professionell und authentisch. Gut und ehrlich zu Gästen, Mitarbeitenden, Kunden und Kundinnen. Lasst uns weiter jeden Tag hochfahren und loslegen!

"Immernoch das, was wir sein wollten"